Trauma Education – Trauma und seine Wirkweise

Reittherapie in der Physiotherapiearbeit

Trauma und seine Wirkweise verstehen

Unser Überlebensmechanismus ist großartig entwickelt!

In der Reittherapie begegnen uns Menschen mit den verschiedensten Erfahrungen und nicht verarbeiteten Traumaerlebnissen. Wie kann in der Reittherapie traumasensibel begleitet werden? Warum ist es in der Begleitung mit dem Pferd enorm wichtig, eine Traumareaktion einzuschätzen? Welche Traumatas gibt es? Wie kann eine reittherapeutische Begleitung mit Klienten von unverarbeiteten Traumas ermöglicht werden?

Was sind Traumen?

Eine seelische Verletzung, die mit starker psychischer Erschütterung einher geht, wird als psychisches, seelisches oder mentales Trauma bezeichnet. Dies kann durch sehr unterschiedliche Erlebnisse hervorgerufen werden, weil solche prägenden Erlebnisse mit individuell ganz unterschiedlicher Intensität und mit ganz unterschiedlicher Einschätzung von Gefahr wahrgenommen werden. Solche prägenden Erlebnisse werden nicht nur von Menschen ggf. nur unzureichend oder sogar gar nicht verarbeitet.

Bedrohlich oder als bedrohlich empfunden:

Was als bedrohliche Situation und deren Folge(n) erlebt und empfunden wird, kann sich beim Einzelnen sehr stark unterscheiden. Traumata werden unterschieden zwischen  Bindungs- und Beziehungstrauma, globales, kollektives Trauma (Corona Pandemie, Kriege), transgenerationales Trauma (Familiegrundthemen wie Gewalt, Substanzmissbrauch usw.), Unfalltrauma, Schocktrauma und medizinisches Trauma, etc..

Jeder Mensch – jedes Lebewesen hat Traumaerfahrung:
Insofern liegt die Schlußfolgerung nahe, dass wohl jeder Mensch mit dem ein oder anderen traumaauslösenden Ereignissen bereits zu tun hatte. Zu den Folgen zählen psychische und körperliche Symptome wie Posttraumatische Belastungsstörungen, Depressionen, Angststörungen, Suchterkrankungen, seltener komplexe posttraumatische Belastungsstörungen, sowie dissoziative Identitätsstörungen.

 

Über diesen Link – kommst Du zur Fortbildung traumasensible Begleitung in der Reittherapie….

Welche Reaktionen auf traumatische Erfahrungen gibt es?

Unser autonomes Nervensystem reagiert bei Gefahr und entscheidet in Sekundenbruchteilen, welche Reaktion die größtmögliche Überlebenschance bietet. Für Flucht oder Kampf wird das sympathische Nervensystem hochgefahren. Erfolgt weder die Flucht noch der Kampf, oder erscheint beides aussichtslos, so übernimmt das parasympathische Nervensystem und sorgt dafür, dass unser System sich äußerlich ruhig stellt. Es reagiert mit Erstarren und Totstellen, wobei gleichzeitig dennoch das sympathische Nervensystem hochaktiviert bleibt.

Welche Wirkung hat ein hochaktiviertes Nervensystem auf Pferde

Pferde reagieren sehr feinfühlig auf Menschen, die innerlich angespannt, aber nach außen eher ruhig sind. Die Reaktionen des Pferdes können, je nach Charakter, Mitgefühl, Zuwendung, Abwehr wie Beißen oder von dort weg und sich dem Kontakt entziehen wollen, sein. Dass es für das Fluchttier Pferd sehr schwierig ist, jemanden auf seinem Rücken zu tragen, der innerlich hochaktiviert ist, der dadurch das Pferd ggf. sogar an der Flucht hindern könnte, also eine Gefahr ausstrahlt, ist sicherlich gut nachvollziehbar. Deshalb ist das Pferd mit seinem instinktiven Verhalten so wertvoll. Denn es weist dadurch auf die Angespanntheit seines Reiters hin und macht sie sichtbar. Hier können dann Klient und Reittherapeut damit arbeiten und umgehen. Es ist dann auch unsere wichtige Aufgabe als Reittherapeut, hier für die entsprechende Sicherheit des Klienten und auch für die Sicherheit und das Wohlbefinden des eingesetzten Pferdes zu sorgen.

Window of Tolerance

Einen sicheren Ort über Atemtechniken, Achtsamkeit und Körperwahrnehmung zu etablieren, ist ein wichtiger Schritt, um Menschen mit Traumata zu stabilisieren und um eine sichere Arbeit mit dem Pferd gewährleisten zu können. Dabei meint der Begriff „Window of Tolerance“, in einem Bereich des Nervenssystem zu sein, der weder hochaktiv noch erstarrt ist, wo also das Gehirn in der Lage ist, Impulse und Erfahrungen entspannt zu verarbeiten. Pferde mit einem stabilen Nervensystem bieten durch ihr Sein die Möglichkeit der Regulierung an. Wenn nun der Reittherapeut ebenfalls mit einem entspannten, offenen, zugewandten Nervensystem dem Klienten Erfahrungen anbietet, bei dem dieser lernt, sich selbst über die Beziehung zum Therapeuten und zum Pferd zu regulieren, ist das ein großer Schritt Richtung Traumaverarbeitung.

 

Was sollte nach einem akuten Trauma als Hilfeleistung geschehen?

Nach einem Geschehen, wie z.B. einem Verkehrsunfall, gewähren wir dem Organismus oft nicht genug Schutz, Ruhe und Zeit, um sich zu entladen. In diesem Fall braucht es gewisse Hilfestellungen und Methoden, um der Person zu helfen, sich aus dem traumatischen Zustand herauszubewegen. Dabei hilft zunächst ein da sein und für Kontakt zu sorgen, Mitgefühl und Verständnis, ein Begleiten und Erklären, dass körperliche Reaktionen wie Weinen, Schreien, Zittern völlig normale Reaktionen sind, die der Körper zur Entladung und Verarbeitung braucht.

Folgen von nicht verarbeiteten Traumata

Wenn eine traumatische Erfahrung nicht durchgearbeitet werden kann, können Schlafstörungen, hoher Ruhepuls, Panikattacken, emotionale Taubheit, eingefrorene Gesichter, PTBS, Stoffwechselerkrankungen, unterdrückte Verdauungsfunktionen, entstehen.

Im unverarbeiteten Trauma erleben wir immer wiederholende „Trigger“Situationen, die an die vergangene traumatische Erfahrung erinnert. Oft erlebt sich der Klient in einer Spirale von „alles ist Trauma“. Wie jedoch verändert sich die Sichtweise auf diese Triggererfahrungen, wenn wir dieses Erleben als Heilungsangebote unseres Inneren sehen können?

Pferde als traumasensibler Begleiter

Pferde erkennen eine Hochaktivierung, ein erstarrtes oder kollabiertes System sofort und reagieren darauf. Damit wird sichtbar, was gerade im Klienten los ist. Wenn im Klienten Ruhe und Sicherheit entsteht, wird auch das Pferd ruhig und entspannt sein. Der Klient lernt sein Inneres besser wahrzunehmen und sich zu regulieren und die entspannten Phasen weiter auszudehnen. Gleichzeitig bietet das Pferd vom Wesen und seiner körperlichen Größe einen körperlich wahrnehmbaren Schutz und ein Sich-angenommen-fühlen an.

Weiterführende Links und Empfehlungen:
Verletzte Kinderseelen – Dorothea Weinberg Buch

https://www.bionity.com/de/lexikon/Stressreaktion.html

https://m.thieme.de/viamedici/klinik-faecher-psychiatrie-1544/a/posttrauma-3956.htm

https://sternberg-osteopathie.de/traumatherapie/3-grundlagen-der-somatic-experiencing-methode/

https://youtu.be/nmJDkzDMllc

Somatic experiencing – Einführung in Trauma

 

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

 

Kontakt

09846/1531

Steinhauser Akademie
Lindenweg 3
91463 Dietersheim – Dottenheim